„Eine neue Musikgruppe wird gegründet“ – Mit diesem Satz beginnt das erste Protokoll der Hellwegmusikanten. Bereits 1977 wollten sich Josef Biermeier, Ludwig Frede und Theo Postert musikalisch am Feuerwehrfest beteiligen. Leider kam dieser Auftritt trotz anstrengender Proben nicht zustande. Aber die Musiker gaben nicht auf. Nachdem mit Ludwig Strunk, Josef Struchholz und Ludger Struchholz drei neue Musiker aufgenommen wurden, beschloss man auf Vorschlag von Josef Biermeier einige Weihnachtslieder einzustudieren. Kurz vor Weihnachten schlugen die Musiker dem Pastor Ludger Grewe vor, einige Weihnachtslieder am Heiligen Abend vor Beginn der Christmette zu spielen. Der Vorschlag wurde in die Tat umgesetzt und es kam zum ersten Auftritt der neuen Musikgemeinschaft. Vom Saal des Hauses Marx aus spielten die Musiker am 24. Dezember 1977 sieben Weihnachtslieder und erfreuten die Kirchgänger.
Nach einer längeren Spielpause probte die Musikgruppe auf Vorschlag von Ludwig Strunk seit Oktober 1978 in seinem Partyraum, der „Kuhbar“. Es wurden Heinrich Günther, Franz Struchholz, Erhard Geweiler, Heinz Magnusson und Friedhelm Stakemeier als weitere Musiker in die Musikgemeinschaft aufgenommen. Die Musiker konzentrierten sich auf die Probe des Musikstückes „Ich hatt‘ einen Kameraden“, welches zum Abschluss der jährlichen Gedenkfeier zum Volkstrauertag von der Musikgruppe geblasen wurde.
Man beschloss nach diesem gelungenen ersten Auftritt, eine Blaskapelle zu gründen. So wurde für den 22. Dezember 1978 die erste Generalversammlung im Partyraum des Spielkameraden Ludwig Strunk einberufen. In dieser Generalversammlung wurde ein Vorstand der neu gegründeten Blaskapelle gewählt. Als erster organisatorischer Leiter wurde Josef Biermeier gewählt. Die musikalische Leitung übernahm Theo Postert und als Schriftführer und Kassierer wurde Josef Struchholz gewählt. In der Generalversammlung wurde die Musiziergemeinschaft auf den Namen „Melodeienmakers“ getauft.
„Endlich gründet sich nach langer Zeit mal wieder eine neue Blaskapelle…“, äußerte Franz Josef Kemper, der damalige Vorsitzende des Volksmusikerbundes des Kreises Soest, als er von den interessierten Musikern zu einem Informationsabend nach Erwitte eingeladen wurde. Karl Latussek, damals Dirigent des Kirchenchors Cäcilia Erwitte, übernahm 1979 auch die musikalische Leitung der Melodeienmakers, die im selben Jahr schon zwölf Auftritte zu bewältigen hatten. Den zehn aktiven Musikern traten 1979 Karl Latussek, Jürgen Röbbeke und Heribert Middecke als Spielkameraden bei. Um die großen finanziellen Kosten, die besonders bei der Gründung einer Blaskapelle anfallen, decken zu können, beschloss man einen Jahresbeitrag für die Musiker zu erheben sowie sich um Instrumente zu bemühen. Der Name Melodeienmakers erschien den aktiven Musikern für eine Blaskapelle nicht sonderlich treffend, so dass man sich 1979 von dem Namen trennte und den Musikverein in „Hellwegmusikanten Erwitte“ umbenannte. In Zusammenarbeit mit dem Männerschützenverein Erwitte wurde 1981 der Kapellmeister und Musiklehrer Gerhard Schulz aus Batenhorst als musikalischer Leiter verpflichtet. Wegen der hohen Ausgaben beschloss man, pro Übungsabend einen Kostenbeitrag von 3 DM von jedem Musiker zu erheben. 1981 bekam die Blaskapelle ihre erste Uniform, die aus einer grauen Hose, schwarzen Jacke und schwarzen Schuhen sowie einem weißen Hemd und einer Krawatte bestand. Verschiedene Erwitter Vereine und Privatleute griffen der neuen Blaskapelle in dieser schwierigen Anfangsphase finanziell unter die Arme. Die DLRG sponserte beispielsweise 1981 ein Waldhorn. Ähnliche Spenden sind auch von der Jagdgenossenschaft, dem Männerschützenverein, dem Junggesellenschützenverein und der freiwilligen Feuerwehr eingegangen. Der Höhepunkt des Jahres 1981 war der Auftritt beim Männerschützenfest in Erwitte, den die Hellwegmusikanten zusammen mit der Blaskapelle Berge bestritten, deren musikalischer Leiter ebenfalls Gerhard Schulz war.
1982 spielten die Hellwegmusikanten beim Platzkonzert des Junggesellenschützenvereins auf dem Erwitter Marktplatz. Beim 125-jährigen Jubiläum des von Hoerde’schen Marienhospitals präsentierten die Musiker 1985 erstmals den „Großen Zapfenstreich“ der Öffentlichkeit. Seit diesem Jahr gehörte auch ein schwarzer Hut zur Uniform, der allerdings seit 1998 ohne Gamsbart getragen wurde. Die Blaskapelle wurde 1986 ins Vereinsregister eingetragen und heißt seither Hellwegmusikanten Erwitte e.V.. Anlässlich der 1150-Jahrfeier der Stadt Erwitte kleideten sich die Musiker neu ein und präsentieren sich seitdem in schwarzer Hose, schwarzen Schuhen, grauer Jacke, weißem Hemd, roter Krawatte mit einer goldenen Lyra und schwarzem Hut. Seit 1996 ergänzt eine rote Weste die Uniform.
Im Jahr 1987 waren die Hellwegmusikanten Ausrichter des ersten Frühlingskonzertes in der Hellweghalle, an dem sich alle musiktreibenden Vereine und Gruppe beteiligten: Tambourkorps, DJK Fanfarenzug, Männergesangverein, Jagdhornbläser, Kirchenchor Cäcilia, Hellwegmusikanten, Gymnasium Erwitte, später kamen die Chöre der Musikschule noch hinzu. 1988 gab Josef Biermeier, der 10 Jahre als Vorsitzender an der Spitze des Vereins stand, dieses Amt an seinen Spielkameraden Anton Vollmer weiter. Nach zahlreichen, anstrengenden Proben feierten die Hellwegmusikanten im November des gleichen Jahres ihr 10-jähriges Bestehen und veranstalteten im Saal des Hotels Büker ein Konzert. Im gleichen Jahr entschlossen sich die Musiker dazu, kurz vor Weihnachten ein kleines Konzert vor dem Marienhospital zu geben, das seither jedes Jahr im Krankenhaus und Seniorenheim große Freude und weihnachtliche Stimmung verbreitet.
Der bisherige Dirigent, Karl Latussek, übergab im Jahr 1990 die Stabführung an Ludger Struchholz, der 1995 mit Dirk Ruholl einen Stellvertreter bekam. Seit Beginn der 1990er Jahre etablierten sich die Hellwegmusikanten als Hauptkapelle zu Schützenfesten. Begleitete man bis dahin das Männerschützenfest Erwitte sowie die Schützenfeste in Völlinghausen, Stirpe und für wenige Jahre das Schützenfest in Oestereiden als Zweitkapelle, übernahmen die Hellwegmusikanten die Schützenfeste in Lippstadt-Nord, Schmerlecke, Schallern (seit 1998), Bökenförde (seit 1997), Böckum-Norddorf, Bad Westernkotten, das Handwerker- Schützenfest Erwitte und das Männerschützenfest Erwitte (seit 2017) als Hauptkapelle.
Im Jahr 1998 übernahm Ludger Struchholz das Amt des Vereinsvorsitzenden und Dirk Ruholl wurde zum Dirigenten ernannt. Unter diesem Führungsteam entwickelten sich die Hellwegmusikanten, insbesondere bei der Nachwuchsarbeit und Ausbildung, konsequent weiter. Qualifizierte Instrumentalausbildung von der Flöte bis zur Tuba wird auch unter dem Vorsitz von Volker Meyer großgeschrieben, der seit 2010 den Hellwegmusikanten als Vorsitzender vorsteht. So startete der Verein 2009 mit großem Erfolg erstmals ein vereinseigenes Bläserklassenprojekt, bei dem 19 Kinder und Jugendliche ein Instrument erlernten und ab der ersten Stunde Instrumentalunterricht sofort auch ein eigenes Orchester bildeten. Die Ausbildung erfolgt durch qualifizierte Musiklehrer der Musikschulen Erwitte, Lippstadt oder aus eigenen Reihen. Sie bilden das Fundament für die Zukunft der Hellwegmusikanten.
Die Hellwegmusikanten sind heute eine Blaskapelle mit über 60 aktiven Musikern im Hauptorchester sowie rund 20 Nachwuchsmusikerinnen und -musikern im Jugendorchester, das seit Anfang der 1990er Jahren eine wichtige Säule in der Nachwuchsförderung ist und seit 2009 von Britta Husemann geleitet wird. Im großen Orchester musizieren Jung und Alt gemeinsam ein breit gefächertes Repertoire, das heute weit über die Marschmusik hinaus von der Klassik bis zum Pop reicht.
Die Hellwegmusikanten begleiten heute die Schützenfeste in Schallern, Bad Westernkotten, Bökenförde sowie den Handwerker- und Männerschützenverein Erwitte musikalisch. Ebenso spielen die Musiker zur Fronleichnamsprozession Erwitte, Kirmeseröffnung, Volkstrauertag, Martinsumzug, Weihnachtsspiel im Seniorenheim und Krankenhaus, Weihnachtsmärkten sowie zu vielen anderen Auftritten auf.